Die Konstruktion der tragenden Balken des Dachstuhls unserer Katholischen St. Laurentius-Kirche in Usingen besteht aus sogenanntem Brettschichtholz, auch als Leimbinder bezeichnet. Dabei werden Balken aus vielen einzelnen Brettern zusammengeleimt. So entsteht ein massiver Träger, eine sehr bewährte Technologie, um überlange Holzträger herzustellen. Sie überbrücken den Kirchenraum, der von Wand zu Wand 14,50 Meter breit ist, und tragen das gesamte Dach.
Eine Analyse vom Fraunhofer Institut für Holzforschung bestätigte, dass bei uns UFLeim (Harnstoff-Formaldehyd) verwendet wurde. Solche Leime waren in den 50er und 60er-Jahren üblich. Es hat sich rausgestellt, dass durch Umwelteinflüsse (Feuchtigkeit, Nässe), aber auch durch Konstruktionsfehler, sowie Verarbeitungsmängel, die Haftkraft solcher Leime mit der Zeit nachlassen kann. Es könnte dann zu plötzlichen Ablösungen führen. Auch bei dem bekannten Dacheinsturz der katholischen Kirche St. Elisabeth in Kassel (auch als Dokumentakirche bekannt) am 6. November 2023 wurde UF-Leim verarbeitet. Im Spätsommer letzten Jahres haben wir dann die Kirche geschlossen, um Gefahr für Leib und Leben abzuwenden.
Bei weitergehenden Untersuchungen konnten bisher zwar keine konkreten Schäden festgestellt werden. Allerdings gibt es keine wissenschaftlich validierten Methoden mit denen eine Unbedenklichkeit der Dachkonstruktion nachgewiesen werden könnte. Mit Experten im Holzbau wurde jedoch die Möglichkeit der Ertüchtigung der bestehenden Konstruktion von innen erörtert. Diese wird nun von einem Ingenieurbüro für Holzkonstruktion im Detail ausgearbeitet. Erst danach können wir beurteilen, ob diese Maßnahme wieder zur nachweisbaren statischen Unbedenklichkeit führen wird, und wie sie technisch am besten durchführbar wäre. Ansonsten müsste der komplette Dachstuhl erneuert werden, was mit erheblichen Kosten- und Zeitaufwand verbunden wäre.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir daher vorsichtig optimistisch, dass das Bestandsdach durch Maßnahmen, die von innen nachgerüstet werden können, gerettet werden kann. Sollte sich dieser Weg als gangbar erweisen, könnten dann die nächsten Schritte der Umsetzung initiiert werden.
Stefan Schamberg
Mitglied des Verwaltungsrates